Schütteln, was das Zeug hält - doch wieso machen Hunde das?
Wir kennen die Situation: Bello kommt beim Spaziergang aus dem Fluss gesprungen, rennt freudig auf uns zu und… schüttelt sich. So heftig, dass alle Umstehenden nun mindestens genauso nass sind wie er zuvor. Diese Art des Schüttelns kennen die meisten Halter, es ist das eingebaute Trocknungssystem der Hunde. Doch was ist, wenn der Hund bereits trocken ist und sich trotzdem schüttelt? Ist er dann krank? Eins vorweg: Selbst Experten wissen nicht genau, wieso Hunde sich schütteln, wenn sie eigentlich trocken sind. Hundetrainer Sebastian Marx hat uns das Phänomen erklärt.
Einmal tief durchatmen! Stress führt zum Shake-Off
Beim Shake-Off (auf Deutsch: abschütteln) versucht der Hund grundsätzlich etwas abzuschütteln und loszuwerden. Hundetrainer Sebastian Marx kennt das von seinen eigenen Tieren und weiß: Die Situationen, in denen sich ein Hund schüttelt, sind vielfältig, aber meist kein Grund zur Sorge. "Hunde schütteln sich vor allem zum Stressabbau", erklärt er, "wenn sie überregt sind, sich verunsichert fühlen oder angespannt sind." Das kann zum Beispiel passieren, wenn der Hund einen fremden Artgenossen trifft. Um sich dann selbst zu beruhigen und nicht die Nerven zu verlieren, schüttelt er sich. Wir Menschen würden vermutlich einmal tief durchatmen oder innerlich bis Drei zählen.
Weg damit - Hunde schütteln sich, um etwas loszuwerden
Es gibt aber auch unangenehme Situationen, in denen sich ein Hund schüttelt. "Wenn der Hund Schmerzen oder einen Juckreiz hat, schüttelt er sich", sagt Marx. Das könne ein Stein im Fußballen sein oder ein Fremdkörper im Ohr, den sich der Hund beim Spielen im Feld zugezogen hat. Ein weiter Grund: Juckreiz. "Viele Hunde schütteln sich auch bei Flöhen oder Parasitenbefall", fügt Marx hinzu, "oder wenn sie an einer Ohrentzündung leiden".
Dass sich ein Hund gar nicht schüttelt, hat er so noch nicht beobachten können. "Ich kann es mir aber vorstellen, wenn der Hund in einer Schonhaltung ist und Schmerzen vermeiden will", sagt er – bei einer schweren Verspannung oder Blockade zum Beispiel.
Wer seinen Hund gut kennt, weiß, was sein Schütteln bedeutet
Doch wann ist ein Tierarztbesuch nun wirklich nötig? Jeder Hund sei individuell, erklärt Marx, und man müsse immer auch andere Faktoren wie die Körperhaltung des Hundes und sein allgemeines Verhalten beobachten. Unnatürliches, wiederholtes oder krankhaftes Schütteln würde man erkennen. "Wer seinen Hund oft und gut beobachtet, weiß, was sein Schütteln bedeutet", meint Marx. Grundsätzlich gilt: "Wenn ich mir in allen Dingen nicht mehr sicher bin, dann gehe ich zum Tierarzt", schiebt er nach. Und wenn dieser das Schütteln nicht einordnen könne, gehe man eben positiv aus der Praxis hinaus. Nicht jeder Tierarztbesuch müsse mit schlechten Neuigkeiten enden, so der Hundetrainer.
Das Shake-Off gehört also zuerst einmal zur normalen Körpersprache beim Hund und ist kein Grund zur Sorge. Manche Hunde schütteln sich eben mehr und andere weniger, und ein guter Hundehalter erkennt, wenn das Schütteln seines Hundes ein Fall für den Tierarzt ist. (jbü)
https://www.rtl.de/cms/hundetrainer-erklaert-warum-hunde-sich-schuetteln-auch-wenn-sie-trocken-sind-4862858.html
